Verbrannte Nächte

SOWETO – SEBOKENG – HLUPHEKANI

Essay über das Sterben in Südafrika
Barrikaden und Massenauflauf in Sebokeng
Barrikaden und Massenauflauf in Sebokeng. Foto: Ralf Gründer

Am 6. Januar 1990 bin ich in Johannesburg angekommen, um an der Rand Afrikaans Universität eine PH.-Arbeit zu schreiben. Mit Eifer stürzte ich mich auf die neue Aufgabe, suchte mir ein Quartier im nahegelegenen Armutsviertel und begann meine Arbeit zu planen, die häufige Aufenthalte im nördlichen Transvaal vorsah.

Nach den ersten Wochen des Einlebens fuhr ich nach Pietersburg, um dort, noch etwas weiter nördlich in Richtung Venda, mich bei einem weißen Farmer einzumieten.

Foto: Farmarbeiter

Das Leben auf der Farm …

Bei meinen Exkursionen ins Land sah ich immer wieder Motive, die mich veranlassten, den Wagen zu stoppen, umzudrehen, oder abzubiegen, um näher an das Gesehen heranzukommen.

Fotos: Ma Ghato (Kinder am Zaun, … mit Kiste Bier)

Hier bin ich dem Unfall mit vielleicht schweren Folgen durch Zufall gerade entgangen, weil das frisch aufgezogene linke Vorderrad sich im Ort verselbstständigte, dabei glücklicherweise niemand überrollte, aber wäre das Rad nur wenige Minuten später abgedampft, wäre ich mit hoher Geschwindigkeit von der Piste geflogen. Der nette Sohn meines Vermieters, der auf seiner Farm eine Werkstatt hatte, hatte – und ich vermute vorsätzlich – das Rad nur leicht angezogen, um dem Deutschen, der Schwarze fotografierte, eine Lektion zu erteilen.

Dann rückten das Hundebellen näher an mein kleines Haus heran ….

Am nächsten Tag schaffte ich es, in Hillbrow eine kleine Wohnung zu mieten und kam damit näher das Großstadtleben mit seinen Ablenkungen heran.

Überfall nach Lesestunde mit unendlich vielen Tassen Kaffee im Hotel …. Der Herr der Ringe

Überfall in der Nähe vom Kippies ….

Durch meine Freelance Jobs als Fotograf für den Sunday Star kam ich dem Tod von Menschen näher. Ob ich das wollte oder nicht, aber die Gewalt zwischen den Menschen oder Ethnien, angeschürt durch die sogenannte Dritte Kraft, forderte täglich Opfer.

Foto: Leiche (Train Massaker) neben den Gleisen

Seit dem letzten Drittel von 1990 war ich nur noch mit meiner Kamera unterwegs. Am Tage versuchte ich die neue Kultur und das Land kennenzulernen, am Abend ging es dann ins Kippies, wo ich die Jazz-Bands fotografierte.

Begeistert war ich von der Band LOADING ZONE mit Jimmy Duddlu und seinem Bassisten Jimmy Q. … Aber die Hölle war los, als Hugh Masekela im Kippies aufschlug, und das nach über 20 Jahren im Exil. Als ich kam, kam Hugh gerade von der Bühne und sagte zu mir: I hope you got your pics!) Aber an diesem Abend hatte ich meine Kamera blödsinnerweise Zuhause gelassen. Also sagte ich zu Hugh, er möge bitte in ca. 30 Minuten noch mal spielen, dann bin ich wieder zurück. Ich also raus, rauf auf´s Rad und wie ein Henker durch Downtown zu meiner Wohnung. Dort habe ich nur die Kamera in die Tasche gefeuert und wieder mit Karacho zurück. Als ich den Apparat schussbereit hatte, ging Hugh mit seinem berühmten Flügelhorn wieder auf die Bühne und legte los. Bis heute gehört seine Stimela-Interpretation  zu meinen absoluten Lieblingsliedern. Die Weekly Mail druckte mein Foto mit dem Titel: THE MUSIC YOU MISSED …

Zeitungsartikel einfügen

Dann schickte mich der Sunday Star mit Nomavenda Mathiane nach Sebokeng, um über Folgen eines Massakers zu berichten.

SOWETO – Das Attentat auf Monde Mandela

SEBOKENG – Die Steinigung einer Frau

HLUPHEKANI – Die Ermordung von Lukas Vuma


Text: Ralf Gründer (1991, Chatham Court, Johannesburg, Südafrika)


Lit. 1: In the Heart of the Whore, The Story of Apartheit´sDeath Squads, Jacques Pauw, ISBN 1 86812 392 8

Lit. 2: Maqoma, Xhosa Resistance to Colonial Advance, Timothy J. Stapleton, ISBN 1 86842 015 9

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